Im letzten Blogartikel habe ich, unter anderem, über das Noradrenalin geschrieben. Dieses steht in direktem Zusammenhang mit unserem Alarmsystem im Gehirn, dem limbischen System. In diesem System liegt die Amygdala welche Emotionen wie Angst oder Wut beeinflusst. Dadurch, dass HSP einen erhöhten Noradrenalinwert haben, reagiert das Alarmsystem schneller und intensiver. Nachdem HSP auf Sinnesreize an sich intensiver reagieren, ist es nun nicht mehr verwunderlich,
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dass sie schneller überreizt sind und dem entsprechend auch sehr heftig darauf reagieren. Wenn eine hochsensitive Person bei dem Punkt, „Das ist mir jetzt alles zu viel!“, angelangt ist, kann sie durchaus ganz schnell unberechenbar und unzugänglich werden.
Das meint sie absolut nicht böse, es ist ein Selbstschutz. Kennt ihr den Begriff „Reptiliengehirn“? Es ist unser ursprünglichstes Schutzsystem das nur mit Flucht, Angriff oder tot stellen reagieren kann und keine Denkprozesse mehr wie „Hm? Was könnte ich denn jetzt am besten tun?“ zulässt. Wenn einer HSP alles zu viel wird, dann kann es sein, dass genau dieser älteste Gehirnteil aktiv wird, als Schutz. Für nicht HSP ist das oft schwer nachzuvollziehen. „Was hat sie denn? Ist doch gar nichts“, ist eine Reaktion des Umfeldes die verständlich, aber nicht hilfreich ist. Helfen kann hier in erster Linie nur raus aus der Situation zu kommen. Weg von dem oder den überfordernden Reizen. Oft leichter gesagt als getan. Es kommt nicht so gut wenn man aus einem Meeting rausrennt weil auf einmal alle durcheinander reden. Das Verständnis hält sich auch in Grenzen wenn man sich in einem Kundengespräch tot stellt.
Mir persönlich hat es sehr geholfen mich besser kennen zu lernen. Ich habe so zu sagen ganz bewusst meine inneren Alarmsignale erforscht. Und zwar schon die winzigsten Anzeichen, dass es demnächst zu viel werden könnte. Ich bekomm dann so ein leeres Gefühl im Magen, meine Körpertemperatur erhöht sich, ich hab auch das Gefühl, dass sich meine Wahrnehmung verlangsamt und noch so ein paar Kleinigkeiten. Wenn ich nun das kleinste Futzelchen einer solchen Veränderung wahrnehme, bin ich von einer Reptiliengehirn gesteuerten Reaktion noch weit weg und habe so mehr Handlungsspielraum. Dann hilft es oft schon sich nur für kurze Zeit aus der Situation zu entfernen, zum Beispiel aufs Klo.
Wenn man als nicht HSP eine solch drastische Stimmungsänderung bei einer HSP wahrnimmt, ist es am besten in Deckung zu gehen. Jede gut gemeinte Äußerung kann noch weiter zu dem „zu viel“ beitragen.
Weiterer guter Tipp ist, als HSP, immer eine Kleinigkeit zum Essen bei sich zu haben. Kekserl, Müsliriegel, Weckerl, was auch immer. Bei uns sackt nämlich der Blutzuckerspiegel gerne rapide ab. Bei mir führt es zu Gereiztheit und ich bin ganz zittrig. Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Hat man dann gleich, wenn man die ersten Anzeichen spürt, eine Notration parat, ist alles wieder ok.
Ach ja, noch ein kurzer Schwenk zum, im letzten Blogartikel erwähnten, Cortisol, unserem Stresshormon. Erstens ist es verantwortlich, dass ein unangenehmes Ereignis in uns noch unverhältnismäßig lange nachhallt und zweitens senkt sich bei einem hohen Cortisolwert die Serotoninproduktion. Serotonin ist unser Wohlfühlhormon und wenn wir davon zu wenig haben, senkt sich unsere Stimmungslage in negative Regionen.
Fazit: Je besser man seinen Körper und seine Warnsignale kennt, umso leichter funktioniert der Alltag und auch der Umgang mit herausfordernden Situationen. Ich denke das gilt eigentlich für alle Menschen aber ganz besonders für uns HSPs.
Herzliche Grüße
Moni Bock
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