Letztes Mal, im Artikel „Die richtige Schule für mein Kind“ kam ich auf Verbalisieren und Paraphrasieren zu sprechen. Kommunikationstechniken aus dem Bereich „Aktives Zuhören“ die ich in meiner Ausbildung zum Coach und zur Trainerin kennengelernt habe. Neugierig, wie ich nun mal bin, habe ich diese Werkzeuge damals auch bei meinen Kindern erprobt und herausgefunden, dass sie wirklich gut funktionieren.
Eltern sind von Natur aus um ihren Nachwuchs besorgt. Fragen wie „Geht es ihm gut, fühlt er sich wohl, passt alles?“ geistern einem ständig durch den Kopf. Solange die lieben Kleinen direkt vor der Nase sind, geht es ja ganz gut die jeweilige Gefühlslage einzuschätzen. Wenn ein Kind brüllt, da es gerade hingefallen ist oder weint, weil sein Turm einfach nicht stehen möchte ist die Ursache des Unmuts ziemlich eindeutig.
Ist das Kind aber im Kindergarten oder der Schule, haben wir relativ wenig Einblick in das reale Tagesgeschehen. Probleme wie Streit mit anderen Kindern, Unstimmigkeiten zwischen Kind und PädagogIn über, zum Beispiel die Benutzung einer Schere, oder Probleme mit dem Verstehen von Mathe bekommen wir nicht hautnah mit. Eltern merken aber oft, dass hier etwas nicht stimmt. Dass das Kind traurig wirkt, verschlossen ist, vielleicht nicht mehr zu einer bestimmten Freundin möchte.
Fragen wie „Was ist denn los mit dir?“, „Warum schaust du so traurig / grantig / wütend?“ oder „Na geh, was hast denn?“ könnten meistens genauso gut einer Wand gestellt werden. Die Chance eine Antwort zu erhalten mit der man konstruktiv arbeiten kann, geht gegen Null. Dass Kinder von sich aus erzählen, kommt leider auch eher selten vor.
Mit Paraphrasieren aber vor allem mit Verbalisieren kann es aber ganz gut klappen.
Zur Erklärung: Paraphrasieren bedeutet so viel wie das gerade gehörte nochmals in eigenen Worten, also bitte nicht 1:1, zu wiederholen.
Ein Beispiel: Kind: „Der blöde Kevin hat heute wieder mit einem Buch geworfen!“
Elternteil: „Kevin hat schon wieder mit Sachen geworfen? Hat er jemanden mit dem Buch getroffen?“
Ein Guter Ansatz, um dem Kind zu signalisieren, dass man ihm zugehört hat, es ernst nimmt und interessiert daran ist mehr zu erfahren, und zwar auf einer sachlichen Ebene, ohne sich selbst in eine Emotion ziehen zu lassen. Mir selbst ist es nicht nur einmal passiert, dass ich mich über Vorfälle dieser Art sehr geärgert habe, mich fast persönlich getroffen fühlte. Das Ergebnis war, dass mir meine Kinder dann so manches gar nicht erst erzählt haben, da sie mich nicht aufregen wollten. Das erfuhr ich dann erst sehr viel später.
Verbalisieren ist das in Worte fassen von wahrgenommenen Emotionen. Bleiben wir beim Beispiel mit Kevin. Wenn man deutlich merkt, dass das Kind die Geschichte nicht nur erzählt, sondern emotional darin verstrickt ist, es traurig deswegen ist oder sich ärgert, vielleicht sogar wütend ist, eventuell auch nicht verstehen kann, dass ein Kind so etwas macht, kann man es ansprechen. „Ich habe das Gefühl, dass es dich sehr aufregt /traurig macht, oder?“ Man gibt dem Kind damit erstens die Möglichkeit seine Emotionen zu hinterfragen und zweitens zeigt man, dass man Gefühle dieser Art empfinden und auch darüber sprechen darf.
Wie ist das aber wenn man merkt, dass irgendetwas seinen Sprössling belastet, dieser aber von sich aus nichts preisgibt wie das Kind im vorigen Beispiel? „Ist etwas passiert? Du wirkst traurig / verärgert / frustriert. Mir geht es auch manchmal so. Wenn du es mir erzählen möchtest, höre ich dir gerne zu.“ Man macht damit ein Angebot, übt keinen Druck aus und zeigt, dass man solche Gefühle gut kennt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich das Kind über kurz oder lang anvertraut.
Klingt jetzt vielleicht recht simpel, braucht aber Zeit, Übung, Nerven und Fingerspitzengefühl und klappt keineswegs immer. Aber jedes Mal, wenn es bei mir funktioniert hat, ich zu meinen wunderbaren Kids durchgedrungen bin, sie sich mir anvertraut haben, war es ein Schritt in die richtige Richtung der uns alle weitergebracht hat.
In diesem Sinne: hört euren Kindern zu auf allen Ebenen, nehmt ihre Emotionen ernst.
Herzliche Grüße
Eure Moni