Die heutigen Medien sind schon eine tolle Sache! Nie war man so schnell, so intensiv, so viel, so weitreichend informiert wie in der heutigen Zeit. Aber die Freude darüber kann einem da schon mal abhandenkommen. Also mir zumindest. Meist entgleisen mir die Gesichtszüge dann in ungläubiges Erstaunen (WTF, echt jetzt?!) oder auch mal in Ärger. Nein, nicht über den beschriebenen Sachverhalt an sich, sofern man bei vielen dieser Artikel überhaupt von einem recherchierten Sachverhalt ausgehen kann, sondern über die Machart des Ganzen.
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Sensationsversprechende Überschriften sollen uns verlocken den Bericht zu lesen, je absurder und dramatischer der Text, umso besser. Dass es dabei zu 99% um negative Meldungen geht brauche ich nicht extra zu betonen.
Welche Informationen bekomme ich nun?
Meist bleibt es bei den Schilderungen, dass irgendwer, irgendwas getan hat, oder irgendwo irgendetwas passiert ist und das ganz schrecklich ist. Hintergrundinfos, um die Zusammenhänge verstehen zu können, sucht man meist vergebens, die werden anscheinend überbewertet. Die einzigartige Vera Birkenbihl hat es in einem Interview zum Thema Medien wunderbar auf den Punkt gebracht. Sie spricht davon, dass die meisten Meldungen für uns nichts Wesentliches enthalten. Schaut euch das kurze Video an, ich finde ihre Aussagen sehr treffend.
Ich will mich jetzt aber gar nicht weiter über irgendwelche Medien auslassen, sondern darauf eingehen, was diese Meldungen mit uns, also vor allem mit uns hochsensitiven Menschen machen. Viele lassen diese Schicksale oft tagelang nicht mehr los. Egal ob es um Umweltkatastrophen geht, um Tier- oder Menschenleid. Sie fühlen sich direkt in die Betroffenen hinein und einige bleiben dann richtiggehend in dieser Negativität stecken und kämpfen um da wieder rauszukommen.
Das kann mehrere unangenehme Auswirkungen zur Folge haben:
- Es ist, auch körperlich, ein sehr unangenehmes Gefühl dieses Leid so direkt nachzuempfinden
- Es lähmt uns in vielen Fällen in unserer Produktivität (damit meine ich auch die ganz gewöhnlichen Alltagsaufgaben)
- Diese negativen Gedankenspiralen machen uns auf Dauer krank, sie beeinflussen unser Immunsystem
- Nicht selten hat es einen negativen Einfluss auf unsere Beziehungen
„Was tun?“ sprach Zeus. Eine optimale Lösung für alle und alles gibt es nicht, zumindest habe ich noch keine gefunden. Man könnte den Fernseher einmotten, dann gibt es aber noch das Handy, Laptop, Radio, gut informierte Freunde und nicht zu vergessen die Papierformate die man in öffentlichen Verkehrsmitteln finden kann. Wenn ich also versuchen würde jeder Art von Nachrichten und Informationen über das Weltgeschehen zu entgehen, müsste ich mich aus der mir bekannten Zivilisation völlig zurückziehen. Das will ich aber nicht. Für mich haben die sozialen Medien auch viel Gutes. Ich nutze sie für mich bewusst in einer positiven Art und Weise.
Mein Weg schaut folgendermaßen aus:
- Ich schau keine Nachrichten im Fernsehen, im Radio höre ich sie auch eher nur mal zufällig
- Die Papierformate in Öffis beachte ich nicht. Sollte mir doch mal, Hochsensitivität lässt sich ja nicht leugnen, eine Überschrift ins Aug springen, dann bewundere ich die spannende Wortgewandtheit der AutorIn, denn dass hier wirklich keine auch nur irgendwie relevanten Informationen zu finden sind liegt auf der Hand, zumindest für mich
- Über effekthaschende Überschriften in digitalen Medien scroll ich drüber (siehe Punkt 2)
- Postings über Tierleid sehe ich immer wieder. Es ist wirklich widerlich was alles passiert oder besser gesagt einfach an der Tagesordnung ist. Hier habe ich mir angewöhnt zu schauen, was ich persönlich tun kann. Es hilft den Tieren nicht wenn ich mich schlecht fühle, wenn ich mit ihnen mitleide. Es hilft ihnen, wenn ich entweder keine tierischen Produkte esse, beim Kauf von Fleisch die relevanten Informationen genau lese und auch überprüfe (dank Handy ist das auch während dem Einkauf kein Problem) und Vereine und Gruppierungen unterstütze die sich um die Verbesserung der Zustände kümmern (Hier bitte auch genau prüfen wen man unterstützt).
- Meldungen über menschliches Leid sind schlimm, ja sie treffen auch mich. Aber auch hier gilt, mit den Beteiligten mitzuleiden, die ich ja auch meist gar nicht kenne, oft auch nicht mal am selben Kontinent leben, hilft niemandem. Im Gegenteil, es zieht mich runter, belastet und behindert mich. Was hilft ist die Überlegung ob man auf irgendeine Art unterstützen kann und auch was man tun kann, damit¸ was auch immer, zumindest in dem Umfeld in dem ich es beeinflussen kann, nicht passiert. Zum Beispiel kann ich bei sportlichen Aktivitäten auf die richtige Ausrüstung achten und mich gründlich über alles informieren, ich kann mein Pool so gestalten, dass es weder für Kinder noch für Tiere eine Gefahr darstellt, ich brauch mir nicht alle paar Wochen ein neues Billigteil zum Anziehen zulegen und das Alte in den Müll schmeißen.
Man kann sich diesen Meldungen nicht völlig entziehen. Mir ist auch bewusst, dass ich jetzt nicht im Alleingang die Welt retten kann. Ich kann aber all diese negativen Meldungen bewusst analytisch betrachten. Ich kann recherchieren, mich über Hintergründe informieren. Sicher kann ich über die Umweltproblematik mit Plastikmüll und Mikroplastik jammern und sagen, dass alles so schrecklich ist. Ich kann aber auch meine Einkaufsgewohnheiten überdenken, darauf achten welche Reinigungsmittel und Kosmetika ich benutze. Ich erzähle meiner Familie und meinen Freunden davon und so wächst das was ich im Kleinen beginne stetig weiter.
Ich hab jetzt nicht meine Empathiefähigkeit und mein Mitgefühl verloren, ich will nur nicht in einer negativen Gefühlsspirale stecken bleiben. Und ich will auch nicht mit einem Gefühl der Machtlosigkeit nur zuschauen. Ich packe an, in dem Bereich in dem es mir möglich ist. Das hilft mir, mich der Welt nicht ausgeliefert zu fühlen.
Manchmal wenn gar zu heftiges in der Welt geschieht, hilft es mir auch mit meinem lieben Mann darüber zu reden. Also eigentlich rede dann meist ich und er hört zu, aber das hilft mir aus dem Negativem rauszukommen. Ich schildere ihm mein Gefühlschaos und laut darüber zu sprechen hilft mir es loszulassen und es analytisch zu betrachten. Anfangs war mein lieber Mann verwirrt und dachte er muss mir in solchen Fällen eine Lösung anbieten. Nein bitte nicht, ich will´s nur rauslassen.
Hochsensitive können nicht einfach weniger empfinden, das wäre auch nicht Sinn der Sache. Ich sehe unsere besondere Wahrnehmungsbegabung ja durchwegs positiv. Was wir aber tun können ist, zu schauen wie wir am besten damit umgehen können, im Positiven. Positiv für uns selbst und auch für unser Umfeld. Wie schon gesagt, wir können nicht im Alleingang die gesamte Welt verbessern, wir können aber in unserer kleinen, uns direkt umgebenden Welt, viel bewirken. Das hat dann wiederum positive Auswirkungen auf das Gesamtsystem.
Ich mag diesen systemischen Ansatz; wenn ich an einer Ecke etwas verändere, verändert sich ganz sicher an einer völlig anderen Stelle ebenfalls etwas. Es hilft mir im Umgang mit den negativen Dingen in der Welt. Ich fühle mich nicht mehr machtlos und ausgeliefert weil ich weiß, dass auch die kleinsten Taten etwas bewirken.
Wie geht ihr mit den Medien um? Schreibt mir doch einfach!
Herzliche Grüße, Eure Moni Bock
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