Kennt ihr das? In eurem Leben gibt es eine Person, die euch wirklich alles andere als gut tut. Vielleicht im Job oder auch im privaten Umfeld, keine Ahnung, wer auch immer. Auf jeden Fall schafft diese Person immer wieder Situationen durch die es euch schlecht geht. Vielleicht habt ihr an manchen Tagen schon einen Widerwillen überhaupt aufzustehen oder bestimmte Aufgaben anzugehen. Das führt soweit, dass ihr raus wollt aus der derzeitigen Situation.
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Besser gesagt raus müsst, da ihr es absolut so nicht mehr aushaltet. Ihr fühlt euch also gezwungen JETZT eine Entscheidung zu treffen. Und dann trefft ihr sie. Ihr verändert etwas an eurer Situation, meist sogar drastisch, wie eine Kündigung, ein Umzug, eine Trennung, die Varianten sind vielfältig.
Zu Beginn begleitet euch eventuell noch eine Art Schockzustand oder Wut, vielleicht auch Trauer. Doch nach einiger Zeit merkt ihr, dass diese Veränderung gar nicht so schlecht war. Dass ihr so eigentlich eh nicht weiter machen wolltet, jedoch der Mut oder der Antrieb gefehlt hat die Entscheidung für diese Veränderung zu treffen.
Und auf einmal findet ihr das Positive in dem ganzen Geschehen.
Ohne diese Person hättet ihr die Entscheidung vielleicht immer noch vor euch her geschoben.
Seit letztem Wochenende habe ich, dank einer ganz lieben Kollegin, für diese Personen, die einem quasi in eine Entscheidung zwingen einen Namen, nämlich Arsch-Engel. Diese Kollegin meinte auch „Eigentlich sollte ich der Person Blumen schicken denn irgendwie bin ich ihr im Nachhinein gesehen dankbar.“
Ist das jetzt etwas das nur hochsensitiven Menschen passiert? Ich denke nicht im Speziellen, allerdings glaube ich dass wir anfällig dafür sind.
Erstens wurde vielen von uns ja immer wieder erklärt, dass wir doch bitte normal sein sollen und uns anzupassen haben. Dadurch kommt es sehr oft vor, dass wir zuerst mal die Schuld an der Situation oder den Umständen uns selbst zuschreiben. Das heißt, wir denken, dass etwas mit uns nicht stimmt wenn wir uns in einer bestimmten Lebenssituation schlecht fühlen. Wir versuchen uns passend zu machen und es auszuhalten.
Zweitens denken wir ja meist sehr systemisch und beziehen in unsere Entscheidungen das gesamte Umfeld mit ein. Wenn man zum Beispiel mit der Arbeitssituation hadert denkt man vielleicht „Nein ich kann nicht gehen, denn dann bleibt ja alles an der Kollegin hängen“, und das will man ihr ja nicht antun. Dass man sich selbst dabei völlig verbraucht und aufreibt, daran denkt man erst sehr spät. Bitte nicht falsch verstehen, das hat nichts mit Egozentrik zu tun sondern mit einem gesunden Egoismus für die Selbsterhaltung. Es nutzt niemandem wenn ich, auf gut wienerisch „auf da Dackn lieg´.
Wenn man dann obendrein vielleicht noch den Antreiber „Sei lieb, mach es allen recht“ in sich trägt wird’s wirklich eng.
Nicht umsonst trifft ein Burnout besonders viele hochsensitive Menschen, auch Jugendliche.
Somit kann in vielen Fällen so ein Arsch-Engel, der einem zu einer Entscheidung nötigt, auch wenn dieser das nicht bewusst macht, im Endeffekt etwas sehr positives sein. Das man das meist erst mit einem gewissen Abstand erkennt ist verständlich.
Für die Zukunft wäre es halt schön, wenn so ein Arsch-Engel nicht notwendig wäre. Es ist keine Schande Lebenssituationen von sich aus zu verändern wenn man spürt, dass es absolut nicht passt. Achtung, wiedermal bitte nicht falsch verstehen. Ich bin absolut keine Befürworterin der Wegwerfgesellschaft. Damit meine ich sofort alles hinzuschmeißen wenn irgendetwas nicht so ist wie man sich das so erträumt hat. Sei es Job, Beziehung, was auch immer. Man sollte nur bewusst damit umgehen. Bedeutet für mich schauen wo es hakt, was wirklich die Ursache ist. Dann überlegen was man verändern kann, vielleicht helfen ja auch schon klärende Gespräche, alles ist möglich. Es ist halt nicht immer alles rosarot und himmelblau. Wenn man dann aber zu der Erkenntnis kommt dass es so nicht weitergehen kann, dann bitte keine Angst vor Entscheidungen und Veränderungen.
Manchmal schleicht sich vielleicht auch ein Gedanke des Versagens mit ein weil man denkt, dass hätte man doch schaffen müssen. Absolut nicht notwendig.
Erstens kann man erst wissen wie es wirklich ist wenn man drin ist in der Situation und zweitens erhöhen Umwege die Ortskenntnis. Somit ist es niemals ein Versagen wenn man sich entscheidet eine Lebenssituation zu verändern sondern die Erkenntnis, dass es so nicht geht, eine weitere Lebenserfahrung eben. Niemand hat etwas davon wenn man unglücklich ist.
Also, nicht immer erst auf einen Arsch-Engel warten, und sollte doch mal einer notwendig sein schickt ihm gedanklich einen Blumenstrauß, wahlweise auch einen Kaktus!
Herzliche Grüße
Eure Moni Bock
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