Zeichen setzen – Grenzen schaffen
Es ist schon schwer genug für sich selbst Grenzen zu setzen und sich abzugrenzen und dann soll man das für andere auch noch machen?
JA, soll man, nämlich für seine Kinder, die das aus den verschiedensten Gründen noch nicht für sich selbst tun können. Kinder zu schützen ist immer ein Thema, vor Übergriffen, Gewalt, gefährlichen Aktionen und so weiter. Nein, nicht in Watte packen, sie schützend begleiten und einschreiten wenn es wirklich notwendig ist, meine ich.
Für einen hochsensitiven Elternteil und dessen Kind ist das aber trotzdem ein Thema das weitgreifender ist als man zuerst denkt.
Folgende Szene:
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Man kommt mit seinem Kleinkind zu Verwandten auf Besuch. Diese schnappen freudig den Zwerg, nehmen ihn hoch und tragen ihn vielleicht auch noch ins nächste Zimmer und beschallen den Wurm lautstark mit „Mei bist du aber schon gewachsen und so herzig na lass dich anschauen, na gib der Tante ein Bussi.“ Indes der Zwerg windet sich, will entkommen, beschwert sich vielleicht auch schon lautstark und kann dem liebevollen Kidnapping absolut nichts abgewinnen. Jetzt ist das Kind aber gar nicht mehr das liebe Wesen sondern wird mit Worten wie „Na geh sei doch nicht so! Was hast denn? Sei doch lieb! Lass dich doch begrüßen!“ bedacht. Und die vorher strahlende Tante zieht ein enttäuschtes Gesicht.
Wie reagierst du nun als Elternteil?
Sagst du einfach dass das Kind gerade fremdelt, ignorierst du es oder bist du enttäuscht von seiner Reaktion? Oder erklärst du, dass sich das Kind, wenn es das nicht möchte, nicht anfassen lassen muss. Das es das Recht darauf hat zu entscheiden, auch als Baby oder Kleinkind?
Es ist leider zu oft zu beobachten, dass Kinder übergriffig behandelt werden. Man nimmt sich das Recht heraus sie ungefragt anzugreifen, zu halten, über sie zu bestimmen. Ab wann ist es denn dann OK, dass es selbst entscheidet und woher soll es das Kind wissen und wie soll es das lernen?
Wie wir wissen lernen Kinder indem sie ihre Bezugspersonen beobachten und nachahmen. Hm, jetzt stellt sich hier für mich die Frage, wie das denn mit dem Erlernen von Abgrenzung ist. Der Satz und die dazugehörige Szene „MEIN Tanzbereich, DEIN Tanzbereich“ aus Dirty Dancing, wird vielleicht einigen ein Begriff sein. Immer wieder fühle ich mich daran erinnert, wenn ich Personen auf einen, für mich annehmbaren, Abstand halte, sei es körperlich oder auch in der Kommunikation.
Wie schon gesagt, das ist für sicher ganz viele Menschen ein Thema, aber ganz besonders für hochsensitive Menschen und deren Kinder.
Wenn ich jetzt selbst ein Problem habe mit Abgrenzung und mir ständig Dinge gefallen lasse aus Angst sonst zurückgewiesen, nicht mehr liebgehabt, als komisch angesehen zu werden, wie soll es dann mein Kind von mir lernen. Hier geht es auch, aus meiner Sicht um Übergriffe wie „Das musst zumindest einmal kosten, sonst darfst du auch nichts anderes essen!“ oder „Mir ist egal ob dich der Pullover kratzt, den hat die Oma gekauft, den ziehst du an.“ Zur Erklärung: Manchen hochsensitiven Kindern graust vor bestimmten Konsistenz von Essen bis zum Erbrechen. Ich weiß noch wie es mich gereckt hat wenn man verlangte ich solle doch die Cremetorte essen, die ist doch schließlich extra gemacht worden. Auch Kleidung ist so ein Thema. Manche haben eine sehr sensible Haut und empfinden bestimmte Materialien, das können auch Stoffe sein mit denen das Material chemisch behandelt wurde, als total unangenehm auf der Haut. Manche Kleidung engt auch ein, zum Beispiel Rollkragen, für manche Hochsensitiven ein absolutes NoGo.
Ziehst du gerne etwas an, indem du dich nicht wohlfühlst? Isst du Dinge vor denen dir graust? Eben, aber von vielen Kindern wird das verlangt. Gerade für hochsensitive Kids ist das eine echte Quälerei.
Auch vermittelt ihnen diese Reaktion der Erwachsenen, dass sie sich nicht richtig verhalten, dass sie nichts zu sagen haben, dass man ihre Bedürfnisse nicht ernst nimmt.
Wenn man ihnen eine gesunde Abgrenzung nicht vorlebt, wie sollen sie es denn lernen? Und solange sie es noch nicht für sich selbst ausdrücken können, sollten wir als Eltern ihr Sprachrohr sein und sie nicht bewusst Situationen aussetzen, die zutiefst gegen ihre Bedürfnisse gehen. Erziehung auf Augenhöhe. Ihnen zeigen wie man mit solchen Situationen selbstbewusst umgehen kann. Hat man als Kind diese sozialen Beziehungen als unangenehm abgespeichert, kann es sein, dass man als Erwachsener alles versucht solche Situationen zu meiden. Schade, denn dadurch engt man, durch Angst, seine persönlichen Möglichkeiten extrem ein.
Jedes Kind sollte lernen dürfen seine Bedürfnisse wahr zu nehmen, sie zu kommunizieren und ihnen gerecht zu werden. Bei hochsensitiven Kindern kommt noch hinzu, dass sie zusätzlich auch lernen sollten, dass es in Ordnung ist anders zu sein und auch andere Bedürfnisse zu haben als vielleicht der Mainstream und diese auch selbstbewusst zur Sprache zu bringen.
Fazit: Respektiert euren Tanzbereich und den des Anderen!
Herzliche Grüße
Moni Bock
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