Was ist ein Scanner? Laut Definition von der amerikanischen Karriereberaterin und Autorin Barbara Sher, sind Scanner hochsensitive, mehrfach begabte Menschen. Sie können sich häufig nur schwer zwischen ihren verschiedenen Talenten und Begabungen entscheiden, sind sehr neugierig und wissbegierig, besitzen einen regen und schnellen Geist, begeistern sich schnell für Neues, sind gerne kreativ, entwickeln und gestalten, wollen sich nicht bis zur Pension auf einen Beruf festlegen. Einige von ihnen sehen diese Veranlagung eindeutig als Lebensqualität, andere leiden darunter.
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Für Personen, die diese Wesensausprägung nicht besitzen wirken Scanner oft unheimlich („Oh mein Gott, wieso macht die das alles, das könnt ich ja nie!“), unstrukturiert, unfähig sich auf etwas zu spezialisieren, mit einem Hintern auf 10 Kirtag.
Als Scanner hat man es in unserer Gesellschaft nicht immer einfach. Wir sind eine Gesellschaft der Spezialisierung, schon in der Pubertät soll man sich entscheiden wie es denn Ausbildungsmäßig und folglich beruflich weitergehen soll. Auch im Bewerbungsgespräch kommt die Frage, „Und was ist Ihr Spezialgebiet?“. Ich komm da beim Antworten leicht ins Stottern, denn wo soll ich anfangen? Ich hab auf vielen Gebieten ein gutes Überblickswissen, auf anderen Gebieten dann wirklich sehr vertieftes Spezialwissen. Scanner haben den Vorteil, dass sie ihre Infofetzen im Kopf wunderbar schnell zusammenfügen können und somit ein tolles ganzes rauskommt. Sie erkennen Zusammenhänge, schauen sich gerne das Große, Ganze an. Wenn ich Spezialwissen brauche, weiß ich an wen ich mich wenden kann oder wo ich mich einlesen kann.
Ein Professor hat mal zu mir gesagt, „Man muss nicht alles Wissen im Kopf gespeichert haben, man muss nur wissen wo man nachschaut wenn man etwas braucht.“ Find ich gut!
Ich hab beruflich, wie privat immer mehrere Projekte laufen. Für außenstehende wirkt es vielleicht chaotisch. Ich switche zwischen diesen Projekten hin und her. Sie werden dann auch alle mal fertig, aber nicht in einem Rutsch. Ich brauche Abwechslung. Ein aktiver Scanner-Geist braucht Hirnfutter, sonst wird dem Kopf fad und das bedeutet Ermüdung.
Es heißt nicht, dass ich ständig in Action bin, ich lieg auch mal an einem Nachmittag stinkfaul auf der Couch und zieh mir eine Serie rein. Aber garantiert hab ich dann auch zig Gedanken im Kopf mit Überlegungen zu irgendwelchen Projekten (wobei ich als Projekt jetzt mal global alles bezeichne, vom Anlegen eines Gemüsegartens über das Filmen von Webinaren, nähen eines Kleides, Malen, bis zum Mittagessen kochen)
Wo es für Scanner eng wird ist, wenn zu sehr in ganz eng gesteckten Strukturen eingepfercht sind. Dann kann mit der Zeit das Gefühl entstehen, dass sie ihr Potential nicht ausschöpfen können und für alles was sie gerne machen würden zu wenig Lebenszeit haben. Und das frustriert.
Ich gebe zu, es ist nicht ganz einfach als Scanner alles unter einen Hut zu bringen, es erinnert mich manchmal ans jonglieren. Wichtig ist, dass einem selbst einmal klar wird, dass es ok ist, kein Spezialist zu sein und man sich auch gar nicht spezialisieren will. Und dann wäre es natürlich die Krönung einen Job zu haben in dem man seine Begabung ausleben kann, in dem seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge rasch zu erkennen und seine lösungsfokusierte Kreativität wertgeschätzt wird.
Und lasst euch nicht irritieren wenn eure Interessen auf völlig unterschiedlichen Gebieten liegen, auch das ist absolut ok. Lustig wird es, wenn man einen Persönlichkeitstest macht und zwei bis drei völlig unterschiedliche aber fast gleichwertige Rollen rauskommen. Mir hat so ein Test vor vielen Jahren sehr viel über mich selbst erklärt.
Und wer jetzt glaubt, ich wäre sowas wie Superwoman die alles schupft und rockt – weit gefehlt. Dazu kann ich aber einen herrlichen Artikel von der wunderbaren Lisa Keskin empfehlen: Superwoman has left the building. Viel Spaß beim Lesen!
Herzliche Grüße
Moni Bock
#scanner#hsp#hochsensitiv#hochsensibel#superwoman#vielbegabt